Die Künstlerin Anike Joyce Sadiq schreibt zu ihrer Umfrage Utopian Institutions, die sie unter anderem im Rahmen ihres Inputs am 08. Juni 2023 auf der Podiumsdiskussion Rahmenbedingungen künstlerischer Arbeit in Bezug auf Diversitätsdimensionen vorstellte:
"Utopian Institutions ist eine Umfrage, die als Teil der Ausstellung "Mit Glück hat es nichts zu tun" 2022 im Künstlerhaus Stuttgart zum ersten Mal durchgeführt wurde. Die Umfrage basiert zunächst auf meinen eigenen Erfahrungen als Künstlerin in Bezug auf Arbeitsbedingungen, Gleichberechtigung, "Diversität" und Zugänglichkeit in der Zusammenarbeit mit Kunstinstitutionen. Mein besonderes Interesse richtet sich dabei zunächst auf die Vereinsstruktur, da diese durch die Mitgliedschaft eine demokratische Basis bietet. Im Gegensatz zu anderen Institutionsstrukturen sind die Mitglieder hier grundsätzlich ermächtigt, Änderungen der Satzung vorzunehmen und Anträge einzubringen. Die Möglichkeiten der Mitsprache sind entweder in der eigenen Satzung geregelt, oder andernfalls durch das Vereinsgesetz.
Vor diesem Hintergrund richtet sich die Umfrage an alle Mitglieder, den Vorstand, den Beirat, die künstlerische Leitung und alle Angestellten der Institution. Über einen Einmal-Code sind alle zur Teilnahme eingeladen. Die Umfrage geht davon aus, dass es letztlich die Menschen sind, die eine Institution ausmachen - und nicht etwa Strukturen, die unveränderlich sind.
Zu jeder Frage werden den Teilnehmenden mehrere Antwortmöglichkeiten zur Verfügung gestellt, aus denen sie eine Antwort auswählen können. Die Mehrheiten generieren letztlich einen Ergebnis-Text über die Institution.
Dieser Text reflektiert zwar den Status quo und das rassebezogene, geschlechtsbezogene, klassebezogene Bewusstsein, die die betreffende Institution derzeit ausmachen. Doch ist die Umfrage keine wissenschaftlich-soziologische Demografiestudie - vielmehr sind die Fragen mit der eigenen Stimme formuliert, aus einer Position des Fragens heraus, die zutiefst persönlich und zwischenmenschlich ist.
Provakant, tendenziös, widersprüchlich, begrenzt und durch die eigene Erfahrung beeinflusst. Dabei sind das Fragenstellen, die Auseinandersetzung mit dem Fragen und deren Beantwortung, als gleichberechtigte Elemente in einer kritischen Auseinandersetzung mit Kunstinstitutionen konzipiert.
Diese neue Fassung der Umfrage enthält die Fragen weiterer Künstler*innen, darunter: Yara Richter, Jazmina Figueroa, André Mulzer, Nikola Hartl, Lizza May David. Diese wurden eingeladen, ihre Erfahrungen und Stimmen einzubringen. Ebenso wichtig für die Entwicklung des Fragebogens, der möglichen Antworten und der Textfragmente ist das Feedback der Institution und der Teilnehmenden.
Die Umfrage und die Datenbank mit den anonymisierten Umfrageergebnissen werden auf unbestimmte Zeit als offen zugängliche Online-Plattform aufrechterhalten und bleiben somit anderen Institutionen, sowie Künstler*innen zur Einsicht offen."
Utopian Institutions Projektwebsite
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