Am 22. und 23. April fand das digitale Members Forum 2021 von Culture Action Europe (CAE) statt. Über 70 Vertreter*innen der Mitgliedsorganisationen diskutierten erste Vorschläge für CAEs Strategieprogramm ab 2022.
Als mögliche Schwerpunkte wurden genannt:
- Klimaschutz und Nachhaltigkeit im Kultursektor
- „Arts & Well-being“: Die Bedeutung der Künste für Gesundheit und Wohlbefinden
- Arbeitsbedingungen im Kultursektor, mit besonderem Augenmerk auf das Einkommen sowie die soziale Absicherung von Künstler*innen
- Sowie weiterhin: eine kontinuierliche Lobbyarbeit zu europäischen Politiken, Budgets und Programmen im Kulturbereich
Details zum Strategieprogramm sollen in den nächsten Monaten ausgearbeitet werden. Interessierte Mitglieder sind herzlich eingeladen, sich an diesem Prozess zu beteiligen! Auf der Generalversammlung im Juni 2021 wird ein Strategiepapier zur Abstimmung vorgestellt.
Viele neue Mitglieder von Culture Action Europe präsentierten in den „Members‘ Bites“ ihre aktuellen Projekte, auch als Netzwerkbörse gedacht für zukünftige Kooperationen, so z.B. die Organisationen Amateo, A25 Cultural Foundation, D6Culture, Eurozine, Gdansk Community Foundation und die Ukrainian Cultural Foundation.
Auf dem Forum trafen sich außerdem CAE-Arbeitsgruppen zu den Projekten und Themen: “Engaging with MENA cultural agents in the EU” / “Amplify: Make the Future of Europe Yours” / “Freedom of Artistic Expression” / “Working conditions of artists and cultural workers” / “Capacity Building for the European Capitals of Culture”
Die Leiterin des Creative Europe Units der Europäischen Kommission Barbara Gessler war zu Gast und sprach mit den Teilnehmer*innen über das neue, immer noch in der Abstimmung befindliche, Creative Europe-Programm für die Jahre 2021-2027. Der Fokus des Programms werde weiterhin auf der Förderung von Kooperationsprojekten liegen. Und es werde deutliche Verbesserungen geben. Der Kommission sei in den letzten Jahren immer wieder herangetragen worden, dass kleinere Organisationen den notwendigen Ko-Finanzierungsanteil für Creative Europe-Förderungen nur schwer stemmen könnten und dass dieser notwendige „Matching“-Anteil auch regionale Disparitäten in Europa nicht ausreichend berücksichtige: nicht in allen Ländern sei es gleichermaßen einfach, den entsprechenden Ko-Finanzierungsanteil aus anderen Mitteln zu organisieren. Und auch der so genannte Versicherungsmechanismus zur Risikoabsicherung der Förderungen könne nicht in allen Ländern Europas ähnlich einfach umgesetzt werden. Teilweise stelle dieser „Mechanismus“ kleine Organisationen vor absurde Auseinandersetzungen mit regionalen Finanzinstituten.
Dem versucht die Kommission nun im neuen Programm zu begegnen: Der Versicherungsmechanismus soll auf eine neue legale Grundlage gestellt werden und der Anteil möglicher EU-Förderung für so genannte kleinere Projekte nach derzeitigen Planungen auf bis zu 80% erhöht werden können. Gessler sprach auch von einem möglichen neuen „Intermediary Scale“ für Projekte. Für genauere Zahlen und Details sei es aber nach wie vor zu früh. Immer noch sei das Programm nicht final verabschiedet bzw. umsetzbar.
Gessler hob den teils sektoren- und themenspezifischen Ansatz der kulturpolitischen Arbeit der Kommission in den letzten Jahren als positiv hervor: Initiativen und Gesprächsrahmen wie zum Beispiel „Music Moves Europe“ oder strukturierte Dialoge, wie aktuell „Voices of Culture“ zu den Arbeitsbedingungen von Künstler*innen, würden der Kommission und den Sparten helfen, Bedürfnisse und Herausforderungen zu formulieren und gemeinsam anzugehen.
Zum Schluss wies Gessler auch darauf hin, dass Creative Europe kürzlich eine Studie zum Thema „A greener Creative Europe“ in Auftrag gegeben habe.
Ein weiterer Gast auf dem Forum war Catherine Magnant, Leiterin des Referats Kulturpolitik der Europäischen Kommission, die Culture Action Europes kontinuierliche Arbeit in den letzten Jahren und insbesondere in der Corona-Zeit, sehr lobte. Das gestiegene Bewusstsein für den Kultursektor unter Amtsträger*innen in Brüssel und Straßburg sei auch der beharrlichen Arbeit von Organisationen wie Culture Action Europe und seinen Mitgliedern zu verdanken.
Magnant konnte CAEs strategische Schwerpunkte aus kulturpolitischer Perspektive der Kommission gerne bestätigen und auch im aktuellen Arbeitsplan für Kultur des Rats der Europäischen Union fänden diese sich wieder: wichtig bleibe das Thema Klimawandel und Kultur, im Fokus bleiben würden auch die Arbeitsbedingungen von Künstler*innen in wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht, insbesondere auch hinsichtlich der künstlerischen Freiheit, und schließlich müsse auch die Kulturpolitik den nach wie vor voranschreitenden digitalen Wandel begleiten.
Sowohl Gessler als auch Magnant wurden auf die Möglichkeit angesprochen, der Kultur in der EU-Regionalpolitik mehr Raum und Fördermöglichkeit zu geben. Beide bewerteten dieses Anliegen als nachvollziehbar, aber im Rahmen der jetzigen Struktur der EU schlichtweg nicht umsetzbar und realistisch. Bei Förderungen durch die Strukturfonds könnten kulturelle Aktivitäten sicherlich immer wieder am Rande oder begleitend mit auftauchen. Dies ließe sich auch viel in den Berichten zu den Fonds in den letzten Jahren wiederfinden. Aber es werde keine direkte Förderung von kulturellen Projekten durch Strukturfonds bis auf weiteres möglich sein.
Zum Schluss forderte Magnant die CAE-Mitglieder auf, das kürzlich veröffentlichte Portal „Creatives Unite“ für Ihre Lobby-Arbeit zu nutzen und dem Portal auch selber aktuelle Veröffentlichungen und Studien aus ihren Projekten zur Verfügung zu stellen. Ziel des Portals sei es, alle Initiativen von und Informationen über den EU-Kultur- und Kreativsektor an einem Ort zu sammeln, um im besten Sinne auf die Corona-Krise reagieren zu können.