Im Herbst 1979 veranstaltete die IGBK den Kongress "Kunst und Öffentlichkeit" in Stuttgart und machte die Stadt zehn Tage lang zu einem lebendigen Zentrum des internationalen Künstleraustausches.
Plakatkunst-Aktionen gehörten ebenso dazu wie ein Grußwort von Papst Johannes Paul II. 250 bildende Künstler*innen aus 50 Ländern nahmen an dem Kongress teil, der in Zusammenhang mit der 9. Generalversammlung der IAA – und dem 25-jährigen Bestehen der Organisation – stattfand.
Das Kongressthema wurde nicht nur in Vorträgen und Arbeitsgruppen diskutiert, sondern auch in Ausstellungen und Künstlerfilmen sowie in Aktionen, Performances, Happenings und Workshops auf den Straßen und Plätzen Stuttgarts veranschaulicht.
Zum einen ging es in Stuttgart um Entwürfe für eine gesellschaftsrelevante Ästhetik, um die Bedeutung von Kunst und Kultur für humane Lebens- und Arbeitsbedingungen, um Kunst im öffentlichen Raum, Kunst in Betrieben oder in Drogentherapien, und Kunst als Gesellschaftskritik: gegen das Wettrüsten, für die Erhaltung des ökologischen Gleichgewichts, für Chancengleichheit.
Zum anderen thematisierten die Kongressteilnehmer die ökonomische und soziale Situation ihres Berufsstandes. Der 1975 erschienene "Künstlerreport" legte erstmals systematisch erarbeitete Statistiken über die miserable wirtschaftliche Lage vieler Künstler*innen in Deutschland offen. Hochaktuell war deshalb die Frage nach der Entwicklung von neuen Berufsfeldern etwa in der Kunstvermittlung, um Künstler*innen unabhängiger von staatlicher Förderung zu machen. Eine Perspektive, die die Kongressteilnehmer im internationalen Vergleich diskutierten und sich dazu z. B. mit der Praxis der Kunstförderung in Norwegen, Finnland, Polen, den Niederlanden, den USA oder der UdSSR auseinandersetzten. "Wer Kunst sagt, muss Politik machen", stand 1979 auf Plakaten in den Straßen von Stuttgart.